– Wenn das so war, so war es oft und kommt auch wieder vor… –
Seit 1994 besucht uns der Märchenerzähler Jörn-Uwe Wulf. Im ersten Jahr noch als Gewinn eines Wettbewerbes und in der Stadtbibliothek genossen, engagieren wir ihn seit 1995 jährlich im März für unsere Schule. Zwölfmal an drei Tagen erzählt er jedes Jahr an den beiden Standorten, außerdem gibt es seit vielen Jahren auch einen Abendtermin für die Eltern und die LehrerInnen. Das sind pro Jahr dreißig Märchen und über zwanzig Jahre hinweg viele hundert Geschichten, die Herr Wulf uns erzählte.
Die Jahrgangsmischung unserer Klassen stellt Wulf immer vor ganz besondere Herausforderungen. So dürfen die Märchen nicht zu komplex, aber auf keinen Fall etwas für kleine Kinder sein. Die Großen in den Klassen tragen mit ihrer Konzentration oft die Kleinen, die vielleicht noch nicht alles verstehen. Die Begeisterung und Faszination der Kleinen befeuert die Viertklässler, die sich sonst vielleicht zu groß für Märchen vorkämen.
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– Der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm –
Jörn-Uwe Wulfs Geschichten sind Volksmärchen. Das heißt, wir kennen keine AutorInnen mehr, sondern den letzten Erzähler dieser Geschichten. Und wenn die Kinder die Märchen beim Abendbrot den Eltern weitererzählen, sind sie die letzten ErzählerInnen. Das ist ein Konzept der Arbeit Wulfs – weitersagen, von Mund zu Ohr, mitteilen.
Die Märchen stammen aus aller Welt, Wulf leiht ihnen seine Stimme und seinen Wortschatz, die Texte kommen uns fremd und gleichzeitig sehr vertraut vor. Jedes Märchen, jeder Mensch ist anders und wir können sie verstehen. So passt Wulfs Anspruch hinzuhören, aufzunehmen und achtsam zu sein zu unseren Schulregeln und ergänzt unsere pädagogischen Inhalte um einen wertvollen künstlerischen Beitrag von außen.
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Die Harfe
Für die Kinder immer wieder spektakulär ist Jörn-Uwe Wulfs Harfe. Als reisender Erzähler verwendet er seine Harfe um den Zuhörern zu ermöglichen, sich auf Märchen und innere Vorstellungswelten einzulassen. Die Kinder sind tief berührt und inspiriert von den Klängen seines Instrumentes. Oft malen sie es, wenn der Erzähler schon längst weitergezogen ist.
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Polarisation der Aufmerksamkeit (Montessori)
Wenn Wulf erzählt ist es oft mucksmäuschenstill. Selbstvergessen gleiten die Hörer durch innere Welten, lauschen konzentriert unglaublichen Abenteuern, bemerken kleinste Widersprüche und erklären sich größte Unklarheiten in der Sehnsucht eine Geschichte ganz zu erfassen. Das Streben nach Ganzheit, Vollkommenheit und Wachstum spiegelt sich in der Rezeption dieser Kunst wieder. Die Hörer sind wach, kompetent und still.
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– Und wenn sie nicht gestorben sind –
Wulfs Märchen sind zeitlos. Sie enthalten die Träume der Menschheit und den Wunsch sie zu verwirklichen. Wir lernen, dass es sich lohnt Ziele zu haben, sie zu erstreben, dass es Widerstände gibt und das Entscheidungen zu fällen sind. Märchenhelden sind aktiv, niemals laut.
Wir lernen Gut und Böse früh in ihren Gegensätzen kennen, die Zwischentöne lehrt das Leben.
Ein gutes Ende ist für Kinder notwendig. Sie gehen gestärkt aus den Märchenstunden heraus.
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Mehr über Wulfs Arbeit finden Sie unter:
www.maerfuersohr.de
www.maerchenfalter.de
www.erdbeerwulf.de