Maria Montessori


Maria Montessori, geb. am 31. August 1870 in Chiaravalle bei Ancona / Italien, stammt aus einem wohlsituierten bürgerlichen Elternhaus. Bald nach der Geburt der Tochter zieht die Familie nach Rom. Dort besucht Montessori die sechsjährige Grundschule, danach die naturwissenschaftlich-technische Sekundarschule, was ihr den Zugang zur Hochschule ermöglicht. Ein Studium der Naturwissenschaften an der Universität Rom (1890-1892), was ihrem ursprünglichen Berufswunsch (Ingenieurin) zumindest nahe liegt, bricht sie ab und erreicht es – gegen den Willen des Vaters und den Widerstand der Behörden – das Studium der Medizin aufzunehmen; sie promoviert am 10. Juli 1896 zur ersten Ärztin Italiens. Ab 1897 ist sie als Assistenzärztin an der Nervenklinik der Universität Rom tätig und betreut dort vorwiegend schwachsinnige Kinder. Aus der Beobachtung und dem Umgang mit diesen Kindern kommt sie zu der Auffassung, „dass das Problem der geistig Zurückgebliebenen eher überwiegend ein pädagogisches als überwiegend ein medizinisches Problem war“. Medizinisch-heilpädagogische Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Sèguin studierend, entwickelt sie didaktische Materialien, die vor allem gezielte Sinnesübungen möglich machen und bei den geistigbehinderten Kindern zu überraschenden Erfolgen in der Entwicklungsrehabilitation führen.

Montessori folgert aus den positiven Ergebnissen, dass ein bei Geistigbehinderten erfolgreiches didaktisch-methodisches Vorgehen erst recht bei der Übertragung auf normal begabte Kinder noch effizientere Bildungserfolge bringen müsse. Dafür den konkreten Beweis antreten zu können, blieb ihr vorerst noch verwehrt.

Dennoch wird die Pädagogik immer mehr bestimmend für die Tätigkeitsbereiche Montessoris, die 1900 zur Leiterin eines Lehrerausbildungsinstitutes berufen wird. Hier wird ihre Methodik zur Unterrichtung und Förderung geistigbehinderter Kinder vermittelt. Doch bereits 1902 gibt sie diese Aufgabe aus persönlichen Gründen ab. Fortan widmet sie sich intensiv dem Studium der Pädagogik, hält 1904-1908 Vorlesungen über Anthropologie und Biologie am pädagogischen Institut der Universität Rom und bleibt auch noch tätig in der Ausbildung von Lehrkräften.

Am 6. Januar 1907 eröffnet sie im römischen Proletarierviertel San Lorenzo das erste Kinderhaus. Die großen Erfolge, die Montessori mit ihrem pädagogischen Konzept nun bei diesen Kindern aus sozial schwachen Familien hat, lassen die Forderungen nach weiteren Kinderhäusern in Rom und Umgebung immer lauter werden.

Seit 1909 gibt Montessori ihre Erkenntnisse und Erfahrungen in Ausbildungskursen im In- und Ausland weiter. Außerdem beginnt sie mit der Publikation ihrer wesentlichen Grundgedanken. Ab 1911 widmet sie sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Pädagogik. Nicht zuletzt als Folge ihrer intensiven Reise- und Vortragstätigkeit von ihrem neuen Wohnsitz Barcelona aus werden immer mehr Montessori-Schulen – von Europa über Amerika und Indien bis Japan – errichtet.

Die politischen Verhältnisse in Deutschland, Österreich, Spanien und Italien bedeuten nicht nur das Ende der Montessori-Einrichtungen in diesen Ländern, sondern zwingen Montessori, die unermüdlich für Gerechtigkeit und Frieden unter den Völkern eintritt und in diesem Zusammenhang auf die große Bedeutung der Erziehung hinweist, zu einer Verlegung ihres Wohnsitzes nach Amsterdam (1936). Von 1939 bis 1946 lebt Montessori in Indien, wo sie nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges – gemeinsam mit ihrem 1898 geborenen Sohn Mario – von den Engländern interniert wird.

1946 kehrt Montessori in das vom Krieg zerstörte Europa zurück. Mit einer ungeheuren Energie beginnt sie mit dem Wiederaufbau ihres Lebenswerkes. Ihre Kurs- und Vortragstätigkeit bleibt nicht auf Europa beschränkt, sondern findet auch in Indien, Ceylon und Pakistan statt. 1949 entscheidet sich Montessori für ein endgültiges Verbleiben in Europa. Als fast Achtzigjährige kann sie noch erleben, wie sich ihre Pädagogik allmählich wieder in Europa ausbreitet.

Maria Montessori stirbt am 6. Mai 1952 in Nordwijk aan Zee / Niederlande.